Dein Leben ist ein Zaubermärchen

Zaubermärchen sind eine spezifische Untergattung der Volksmärchen. Sie zeigen, wie ein Held oder eine Heldin eine anfängliche, schier unüberwindbare  Schwierigkeit im Laufe der Geschichte überwindet und das Leben so in seine rechtmässige  Harmonie bringt. Das wird "die Reise des Helden" oder kurz "Heldenreise" genannt. Dieses Erzählformat wurde von unseren Vorfahren erschaffen, um den Menschen mithilfe von Geschichten aufzuzeigen, wie sie Probleme lösen und ihr persönliches, aber auch das gesellschaftliche Leben, wieder mit dem Kosmos in Einklang bringen können. 

 

Es ist die Heldenreise aus unserem mündlichen Kulturerbe,
nicht zu verwechseln mit derjenigen aus der späteren klassischen Mythologie.

 

In den Zaubermärchen ist eine tiefe Verbundenheit mit der Natur zu spüren. Sie rührt daher, dass sie von unseren Vorfahren erschaffen wurden, als diese noch eng verbunden mit der Natur lebten. Ihr Weltbild war animistisch, alles war für sie beseelt. Die Heldenreise der Zaubermärchen folgt nicht den von Menschen geschaffenen, patriarchalen Gesetzen, sondern den Naturgesetzen. Die Heldenreise aus der klassischen Mythologie hingegen, stammt aus einer späteren Zeit, als Metall zu Waffen geschmiedet und bereits um Vorherrschaften gekämpft wurde. Kriege und Unterdrückung waren in dieser männlich dominierten, ja, patriarchalen Welt an der  Tagesordnung. Wettkampf, Eifersucht, Streit und Verrat bestimmten den Alltag. Leider hat sich seither nicht viel verändert.

 

Wollen wir unsere Wunden aber heilen, müssen wir uns wieder an unsere Anbindung an die Natur erinnern. Sie war ja schon immer vorhanden und ist uns nie verloren gegangen, nur haben wir sie vergessen. Sie ist unserem Bewusstsein entschwunden, könnte man sagen. Die Zaubermärchen weisen uns den Weg zurück in die Erinnerung.

 

Indem wir das Zaubermärchen hinter unserer Lebensgeschichte entdecken, fällt uns auf, welche Magie und Verwandlungskraft in unserem Leben eigentlich wirkt. Wir erinnern uns plötzlich, wonach sich unsere Seele so sehr sehnt und welches Potential sie entfalten möchte. Und wir finden Wege, wie wir dies tun können. Das Beste daran ist, es wird nicht nur auf uns selbst eine tiefgreifende Wirkung haben, sondern auch die Gemeinschaft, in der wir leben, verwandeln.

 

Zaubermärchen wurden genau zu diesem Zweck geschaffen und mündlich von Generation zu Generation weitererzählt. Denken wir nur an all die armen Menschen im Märchen, die zu Beginn nichts haben, schlecht behandelt und von niemandem respektiert werden. Am Ende werden sie nicht zur glücklichen Menschen ("...und sie lebten glücklich und zufrieden"), sondern sie werden auch dafür geehrt, dass sie für ihre Gemeinschaft etwas Gutes getan haben. Nie haben sie nämlich nur für sich alleine gehandelt, immer hatten sie das Wohl aller im Sinn.

 

Wenn du also deine Biografie als eine Geschichte entdecken willst, die schon immer - einem Zaubermärchen gleich - angebunden an die Naturzyklen war, und daher voller Verwandlung und Magie, und gleichzeitig den tieferen Sinn darin finden möchtest, lade ich dich herzlich auf eine Entdeckungsreise deiner ganz persönlichen "Heldenreise" ein.

 

Was ist deine Geschichte?

 


Märchen sind die Weisheitsgeschichten unserer Ahnen

Märchen geben uns tiefe Einblicke in ein gesundes Leben in Harmonie mit dem Kosmos. Sie sprechen von einem ausgewogenen Geben und Nehmen zwischen allen Wesen auf der Erde, ob sichtbar oder unsichtbar. Es ist eine Weisheit, die unserer Kultur zugrunde liegt und ihren Ursprung vor vielen tausend Jahren in Europa hatte. 

 

So enthalten die europäischen Märchen die Weisheitslehren unserer Vorfahren, die so nah an der Natur lebten, dass sie ihre Gesetze noch sehr gut kannten. Sie spürten noch die mystischen Eigenschaften des Mondes in der Nacht und die belebende Wärme der Sonne, wenn sie früh am Morgen aufstanden. Sie, die weder lesen noch schreiben konnten, waren es, die im Laufe der Jahrtausende die Märchen von einer Generation zur nächsten weiter erzählten und so das uralte Wissen um das zyklische Leben bewahrten. 

 

Märchen sind das immaterielle, mündliche Kulturerbe eines Landes

und sind in vielen Ländern von der UNESCO geschützt

 

Märchen bringen uns zurück zu unseren Wurzeln. Sie sprechen eine klare Sprache von Ohr zu Herz. In ihnen finden wir ein Wissen, das wir so gut verstehen können, weil es in unseren Genen liegt.


Könnten Märchen denn wahr sein?

Der deutsche Begriff "Märchen" impliziert, dass diese Geschichten eine Mär, eine Botschaft enthalten. Die Botschaft ist in einer vorchristlichen Weltanschauung versteckt, die alte matriarchalische Werte mit astronomischem Wissen verknüpft. So sprechen die Märchen von Naturgesetzen und einem Leben in Harmonie mit allen Wesen. Unsere materielle Welt wird ständig von einer uns nicht sichtbaren Kraft beeinflusst, geformt und immer wieder neu umgestaltet. Alles ist miteinander verbunden.

 

Die europäischen Volksmärchen lassen sich bis auf die Zeit der Steinkreise zurückdatieren. Sie liegen also an den Wurzeln unserer Kultur, genau wie die gigantischen Steinmonumente aus prähistorischer Zeit. Beide prägten unsere Kultur, als es noch keine Schrift gab, und sind älter als die ägyptischen Pyramiden!

 

Die europäische Geschichte ist so viel mehr als das, was wir im Schulunterricht gelernt haben: Griechen, Römer, Kreuzzüge und blutige Eroberungsschlachten ohne Ende. Da waren auch noch die Kelten, Wikinger, Germanen und vor ihnen die frühen Bauern. Wir wissen wenig über sie, weil sie ihr Wissen nicht schriftlich festgehalten haben. Trotzdem sind ihre Bauten überall in den Wäldern, auf Feldern und den Klippen Europas zu finden. Sie hinterliessen gewaltige Bauten aus Steinblöcken. Es brauchte unglaubliche Kraft, um solch riesige Steine heranzuschleppen, zu bearbeiten und so zu platzieren, dass sie sorgfältig nach Sonne- und Mondzyklen ausgerichtet waren. Was nur motivierte sie dazu? Wer einmal solch einen Ort besucht hat, wie hier im Bild den gigantischen Dolmen in der Bretagne namens "La Roche-aux-Fées", versteht, wieso man ihm nachsagte, er sei von Feen geschaffen worden.

 

Was, wenn die europäischen Märchen das Weltbild unserer Ahnen zeigt? Auch wenn es nicht schriftlich festgehalten wurde, wurde es dennoch mündlich weitererzählt. Was, wenn die Märchen die Lücken schliessen und uns berichteten, was die damaligen Menschen, die ja unsere Vorfahren waren, bewegte und woran sie glaubten? "Es war einmal ein armer Bauer...", "Es war einmal eine Königin, die sich so sehr ein Kind wünschte und doch keines bekommen konnte...", so beginnen viele Märchen. Es sind durchaus reale Probleme von durchaus realen Menschen. In dieser Form existieren sie noch heute.

 

Gemäss Märchen suchten die Menschen damals immer wieder die Verbindung mit dem geheimnisvollen Göttlichen, dem natürlichen Prinzip hinter allem, der zyklischen Anbindung an die Natur, um ihre Probleme zu lösen. Dadurch wurden sie gewandelt und geheilt.

 


Die Muttergöttin - ein natürliches Prinzip

Indigene Völker hielten und halten sich heute noch eng an die jahreszeitlichen Zyklen. Sie wissen, dass jeder Zyklus Erneuerung bringt. Unsere Vorfahren in Europa haben lange vor unserer Zeit ebenso naturnah gelebt.

 

Zunächst waren sie nomadische Jäger und Sammler, bevor sie sesshaft wurden und sich langsam zu Bauern entwickelten und Zivilisationen gründeten. Die deutsche Religions-Wissenschaftlerin Ina Wunn schreibt, dass die frühen Bauern noch an eine Art Mutter-Göttin wie die früheren Jäger-Sammler glaubten. Diese Mutter-Göttin wurde als ein natürliches Prinzip angesehen, nicht als eine einzelne, übernatürliche Einheit. Das natürliche Prinzip wurde sowohl von innen als auch von außen wahrgenommen.

 

Es ist diese Art des Denkens und Wahrnehmens, das auch die Märchen durchdringt.

 

Probleme konnten mit Hilfe des natürlichen Prinzips gelöst werden. So waren für unsere Vorfahren das, was wir heute als Märchen bezeichnen, keine unglaublichen Fantasy-Stories, sondern wahre Geschichten. Für uns hingegen erscheint das, was in ihnen geschieht, magisch, ja übernatürlich.

 

Das natürliche Prinzip zeigt sich in der zyklischen Zusammenwirkung von Erde und Kosmos.                           


Der Mensch wird zum Stellvertreter des natürlichen Prinzips

Experten spekulieren seit langem, dass die Volksmärchen Informationen über die soziale Organisation und das Glaubenssystem unserer Vorfahren enthalten. 

 

Im Märchen handeln Heldinnen und Helden im Einklang mit den Naturgesetzen und zum Wohle aller. Persönliches Heldentum, so wie wir es heute kennen, wird in den Märchen nicht angestrebt. Viel wichtiger ist es den Protagonisten, die kreativen Kräfte zu verstehen, die hinter den Dingen wirken, so dass sie genutzt werden können, um ein Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur zu wahren, oder - wo nötig -  es wiederherzustellen.

 

Im Märchen wird der Mensch
zur Stellvertreterin der Mutter-Göttin,
des natürlichen Prinzips

 

 

 

 

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